Unterwegs mit dem Cargobike

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Ich habe mein Auto abgegeben. Nichts Spektakuläres eigentlich. Und für jemanden, der sich unter anderem für Umwelt- und Artenschutz einsetzt, fast selbstverständlich. Oder doch nicht?

Nein. Ich lebe in der Vorstadt, bin über Jahre hinweg, um meinen Arbeitsort zu erreichen, gependelt und als Kleinkind-Mama schlichtweg oft auf praktikable Lösungen angewiesen. Zwischenzeitlich haben sich aufgrund eines Arbeitgeberwechsels und dem vermehrten Homeoffice jedoch eine Hand voll Rahmenbedingungen geändert. Es bot sich dadurch erneut die Gelegenheit, für mich persönlich nachhaltige Mobilität neu zu denken.

Inhalt

Meine 10 Gründe für ein Cargobike

Einige Parameter hatte ich bereits erwähnt: ich bin Kleinkind-Mama und lebe in der Vorstadt, umgeben von einer hügeligen Landschaft. Busse in die Stadt, wo sich auch der Kindergarten sowie Einkaufsmöglichkeiten befinden, fahren zwei pro Stunde. Einen bis zu unserem Ortsteil führenden Fuß- oder Radweg gibt es leider nicht. Was genau hat mich also dazu bewogen, mir ein elektrisches Cargobike (Lastenpedelec) anzuschaffen?

  1. Flexibilität: mit dem Lastenrad bin ich zeitlich flexibler als mit dem Bus. Zugegeben, nicht jederzeit flexibel sein zu können bzw. nicht jederzeit hochspringen zu können, wie wenn man im Besitz eines Autos ist, bedeutet für mich auch Luxus – Luxus, sich einfach Zeit zu lassen. Und dennoch: die festen Abfahrtszeiten schränken vor allem mit Kleinkind ein, da ich kein Fan davon bin, mein Kind in meinen Alltag, meinen Zeitplan zu pressen. Aus diesem Grund lassen wir uns gern Zeit, was den Bedarf an unabhängiger Mobilität wieder erhöht.
  2. Wetterunabhängigkeit (na ja … fast): durch den auf der Box befestigten Regenschutz ist zumindest das wertvolle Transportgut vor Regen geschützt. Bei Eis und Schnee, Starkregen oder Nebel steigen wir aus Sicherheitsgründen natürlich wieder auf den Bus um.
  3. Elektrische Tretunterstützung: durch die uns umgebende hügelige Landschaft und weil ich eher eine gemütliche Radfahrerin bin, ist es mir wichtig gewesen, nicht tagtäglich aus eigener Kraft alle Steigungen hoch ächzen zu müssen. 
  4. Praktische Transportbox für kleine Einkäufe, Kita-Rucksack, Spielzeug etc.: natürlich findet in der Box auch mein Kind, bzw. vor allem mein Kind, Platz. Den Unterschied zum gewöhnlichen Fahrrad mit Kindersitz macht für mich aber vor allem die Transportbox aus, in welcher bis zu zwei Kinder Platz finden sowie beispielsweise ein kleiner Einkauf oder das Spielzeug für gemeinsame Unternehmungen im Anschluss an einen Kita-Tag.
  5. Umweltschonendes Fortbewegungsmittel
  6. Bewegung an der frischen Luft
  7. Spaßfaktor (vor allem für’s Kind)
  8. Keine Parkplatzsuche in der Innenstadt
  9. Keine Parkgebühren
  10. Zuschuss für die Anschaffung: bei diesem Punkt wird es noch einmal interessant, denn die finale Kaufentscheidung habe ich getroffen als ich vom Thüringer Förderprogramm für Lastenräder erfahren habe, bei welchem bis zu 40 % des Nettopreises bezuschusst werden. Natürlich hat nicht jedes Bundesland dieselben Förderprogramme, Kriterien, Fördersummen etc. – aus diesem Grund lohnt sich ein Blick in die Förderdatenbank von Bund, Ländern und der EU

Auswahlkriterien - was gibt es beim Kauf eines Cargobikes zu beachten

Ich möchte euch an der Stelle nicht mit technischen Details nerven. Ich selbst habe, basierend auf den für mich relevanten Anschaffungsgründen sowie Lebensumständen, in einem Fachhandel darum gebeten, mich zu beraten. Aus den vorangegangenen 10 Gründen für ein elektrisches Lastenrad ging bereits einiges hervor. Und was ist mir sonst noch wichtig gewesen?

  • Preis: bzw. vielmehr mein eigenes Budget. An der Stelle sei noch erwähnt, dass nach etwaiger Absprache auch sicher die Möglichkeit besteht, ein Lastenrad in Raten abzubezahlen.
  • Maße: hier stellen sich einige Fragen … Was möchte ich transportieren und wie viel (Einkauf, Kinder, Tiere …)? Kann ich mit der Größe des Lastenrads umgehen?
  • Zwei oder drei Räder: ja, es gibt Unterschiede. Ich habe beides getestet und mich aufgrund des Fahrverhaltens für zwei Räder entschieden.
  • Kindersitz: für Babys und Kleinkinder lassen sich Babyschalen, -sitze sowie Sitzerhöhungen anbringen.
  • Sicherheit: geht für mich vor allem mit dem zuvor genannten Punkt Kindersitz einher, denn ich möchte mein Kind sicher wissen.
  • Zubehör: ich habe mich für eine Reihe von Zubehör (Sitzerhöhung, Regenschutz, Spiegel, Smartphone-Halterung, Antirutschmatte, Sicherheitsschloss) entschieden. Mit der Nutzung kommen sicherlich noch die ein oder anderen Anschaffungen hinzu.
  • Tretunterstützung: aufgrund der hügeligen Landschaft ist mir eine Tretunterstützung sehr wichtig gewesen. Daher habe ich mich für ein Lastenpedelec entschieden.
  • Reichweite Akku: wie oft wird gefahren? Wie lang sind die Strecken? Gilt es, viele Steigungen zu bewältigen? 

Sicherlich fallen euch noch eine Reihe für euch relevante Kriterien ein, die es zu beachten gilt. Meine Empfehlung ist, diese mit Fachleuten zu besprechen und diverse Modelle zu testen. Auch können euch die Profis idealerweise in Sachen Fördermittel beraten bzw. Hilfestellung beim Ausfüllen der Formulare leisten.

Lastenrad - und sonst?

Der Nutzen eines Zweitautos (in der Größe, wie ich es hatte) ist in unserem Haushalt nicht mehr gegeben gewesen. Abhängig vom technischen Fortschritt möchte ich mir allerdings offenhalten, zu einem späteren Zeitpunkt ein reines Elektro-Fahrzeug anzuschaffen. Beispielsweise behalte ich die Entwicklungen auf dem Markt der E-Leichtfahrzeuge gespannt im Blick. Bis dahin bleibt es für mich tatsächlich überwiegend beim Lastenrad. Also, auf die Pedale, fertig los!