Den nachfolgenden Text habe ich nicht selbst verfasst, sondern lediglich redigiert und passend zum Tag der Bildung veröffentlicht. Geschrieben wurde er von meinem Papa, Diplom-Betriebswirt Matthias Frank, damals aktiv als Vorsitzender eines Schulfördervereins. In seinem Schreiben hat er sich an Eltern, Großeltern und andere potentielle Fördermitglieder gewandt und den Wert der Bildung für unsere Demokratie herausgestellt.
Anno 2012: „UN besorgt über Piraterie an Afrikas Westküste.“, informierte der Nachrichtensender n-tv. Zugleich war im ARD-Videotext zu lesen: „Die weltweit führenden Rüstungskonzerne haben ihre Geschäfte trotz Wirtschaftskrisen weiter ausgeweitet, (…)“. Diese beiden Meldungen (Quellen: dpa) wirken wie ein Schlaglicht auf den Fakt, dass zumeist ein direkter Zusammenhang zwischen Wirtschaftsinteressen, gewalttätigen Auseinandersetzungen und dem Versagen von Politik besteht.
Freiheit ohne Ethik ist auch ein Bildungsproblem
Auch Deutschland gehört heute zu den größten Waffenexporteuren der Welt. Hier bei uns wie auch anderswo sind es vermutlich demokratisch gewählte Volksvertreter:innen, die, beraten von Lobbyisten, kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen folgend, in den jeweiligen Parlamenten den Export von Waffen demokratisch beschließen. Freiheit ohne Ethik ist auch ein Bildungsproblem! Dazu passt ein Gedanke aus dem Drehbuch des Science-Fiction-Klassikers STAR WARS Episode III, in dem Senatorin Padmé zu Anakin Skywalker sagt: „Was ist, wenn die Demokratie längst Bestandteil dessen ist, was wir bekämpfen?“. In der Science-Fiction-Saga wurde u. a. die Verquickung von Wirtschaftsinteressen und Politik thematisiert, wobei ein unentschlossenes Parlament die Machtergreifung eines Einzelnen ermöglichte …
Was Parlamente zulassen, erscheint uns legitim. Wer in einer globalen Weltwirtschaft wie der unseren eine Ware verkauft, der darf sich nicht über den Käufer empören, wenn dieser sie auch benutzt. So ist es oft mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, Alltagsprodukten und eben leider auch mit Waffen. In einer globalisierten, profitorientierten Wirtschaft mit unfertigem Regelwerk nehmen die Konflikte um Ressourcen zu, wie dem geo-politisch Interessierten augenscheinlich ist. Unter dem Deckmantel demokratischer Legitimation werden zuweilen Moral und Ethik hinter die jeweiligen wirtschaftlichen Interessen gestellt. Hinterfragen? Oft Fehlanzeige.
Schon immer wurden Kriege um Macht und Geld geführt. Regelmäßig wurden dabei auch religiöse und nationalistische Begründungen als Vorwände zur Agitation gegenüber den Völkern missbraucht. Und oft hatten verpflichtende Bündnisse verheerende Auswirkungen. Deutsche Geschichte ist gerade deshalb ein besonderer Lehrstoff! Inzwischen ist die Bundesrepublik Deutschland ein demokratischer und sozialer Bundesstaat, was im Artikel 20 Absatz 1 des Grundgesetzes unveränderlich festgeschrieben wurde. Per Bundestagsbeschluss kam es allerdings, nach demokratischer Abstimmung, durch unsere gewählten Parlamentarier:innen dennoch dazu, dass sich Deutschland am Krieg in Afghanistan beteiligt hat. Deutsche Interessen sollten am Hindukusch „verteidigt“ werden, was weder die Demokrat:innen in Deutschland noch anderswo zu verhindern wussten. Scheinbar offenbart sich hier ein Nachteil der Demokratie: In der Demokratie gilt das Mehrheitsprinzip, was zu Benachteiligungen von Minderheiten führen kann. Dies ist gleichzeitig ein deutlicher Hinweis auf die fundamentale Bedeutung eines wirksamen Bildungssystems für die Staatsform Demokratie, denn:
Die Wirksamkeit des Bildungssystems definiert sich nicht durch den Inhalt des Lehrplanes und der dort versammelten Themenkomplexe eines sich ständig schneller vervielfachenden Weltwissens, sondern es müssen die Verantwortlichen auch für geeignete Strukturen und zeitgemäße Bildungsangebote Sorge tragen.
Positive Beispiele sind das Ganztagsangebot des von-Bülow-Gymnasiums (in Neudietendorf), welches durch vielfältige schulische und private Maßnahmen getragen wird, oder auch Praktika und Bildungsreisen. Geringere Schülerzahlen dürfen dabei eben nicht zur Verringerung von Angeboten oder der Anzahl von Lehrkräften führen. Im Gegenteil! Selbst der frühere Bundespräsident Horst Köhler hatte empfohlen: „Der demographische Wandel muss für die Schule, für das Bildungswesen als zusätzliche Chance genutzt werden.“ Die Vielzahl der Informationsquellen und medialen Einflüsse, denen heute junge Menschen ausgesetzt sind, erfordern eben auch moderne, angepasste Unterrichtsmethoden ohne Ausfallstunden. Zudem ist die Unterstützung von Schulmodellen mit zusätzlich bereitstehenden Lehrkräften, die auf individuelle Lernbedürfnisse der Jugendlichen eingehen könnten, sehr notwendig.
Unsere Kinder sind diejenigen, die in Zukunft die Entscheidungen zu treffen haben.
Und ihre Entscheidungen sollten richtig sein. Nur mit fundiertem Wissen wird es ihnen dann möglich werden, die Fehler der „Amtsinhabenden“ zu korrigieren, die Lobbyist:innen, politische Propagandist:innen, Hassprediger:innen und gierige Manager:innen an das Gemeinwohl zu erinnern und Sätze wie: “Das haben wir schon immer so gemacht.“, auf den Prüfstand zu stellen!
Deshalb sollten wir die Jugend bestmöglich rüsten. Eine allseits hohe, humanistische Bildung mit der Perspektive für ein sinnerfülltes Leben muss glaubensunabhängig a l l e n Kindern und Jugendlichen ermöglicht und von ihnen als erstrebenswert empfunden werden.
Das ist auch eine Frage der Motivation! Nach dem Schulgesetz ist neben dem Recht auf Bildung auch die Befähigung zur gesellschaftlichen Mitverantwortung gefordert. Dafür müssen Intelligenz und Wissenschaftsbefähigung auf ein geistiges Fundament an humanistischen Werten gestellt werden. Ehrlichkeit, Gewissen, Verantwortung, Wahrhaftigkeit, […] sollten, trotz rasanter wissenschaftlich-technischer Entwicklung wieder mehr an Bedeutung gewinnen, sonst wird ein von sozialer Gerechtigkeit geprägtes freiheitliches Gesellschaftmodell in weite Ferne rücken.
Freiheit ist immer das Ziel und Bildung ermöglicht den Weg dorthin
Deshalb ist das Lernen so wichtig. Allgemein und in Bezug auf die Möglichkeiten des Internets waren die Chancen für junge Menschen hierzulande nie besser als heute, sich Bildung anzueignen. Wie wir alle aus dem täglichen Schulalltag wissen, gibt es dennoch eine Menge zu verbessern oder besondere Ideen zu realisieren. Die vielfältigen Lern- und Interessengemeinschaften oder regelmäßige Aktivitäten sind finanziell keine Selbstläufer. Dabei sind selbstverständlich auch alle Erwachsenen in der Pflicht: Bildung kostet Geld und Bildungsausgaben sind Investitionen in die Zukunft. Das heißt, wir können an allem sparen, nur nicht an der Bildung unserer Kinder; denn nur so könnten sie einmal diejenigen sein, die uns im Alter versorgen, pflegen, beköstigen, operieren, regieren, richten, beschützen oder uns in die Sonne fliegen, mit Intelligenz Probleme lösen, […] und schließlich selbst wohlhabend genug sind, um sich später einmal eigene Kinder leisten zu können. Für zukünftige Tätigkeiten in Beruf und Gesellschaft sowie für ein erfülltes, selbstverantwortliches Leben steht unseren Kindern heute die bestmögliche Bildung zu! Zwar reden viele Leute davon, was sie für die Bildung tun, aber tatsächlich geschieht viel zu wenig.
Nicht nur unser materieller Wohlstand, auch unsere Freiheit und Demokratie sind vom Bildungsniveau der Gemeinschaft abhängig, weil die (hoffentlich!) gebildetere Mehrheit auch über Wohl und Wehe der Minderheit bestimmt. Ergo:
Nachlese
Der Text ist nunmehr zehn Jahre alt, hat an Aktualität jedoch nicht verloren, wie ich finde, und ist auf unterschiedlichste gesellschaftliche Problemstellungen adaptierbar.
Demokratie braucht Bildung. Und in der heutigen Zeit, in welcher viele Menschen auf die Straßen gehen, weil sie sich überhört und übersehen fühlen, umso mehr. Denn Bildung und somit Wissen trägt einen wichtigen Teil dazu bei, gleichwertige Voraussetzungen für faire, friedliche, offene Diskurse zu schaffen. Bildung schafft außerdem Transparenz, vielleicht sogar Vertrauen. Bei nicht vorhandenem Vertrauen ermächtigt sie immerhin zur Teilhabe, zum selber- und besser machen.
Im Jahr 2015 wurde von der Weltgemeinschaft die Agenda 2030 verabschiedet. Die sogenannten globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung sollen weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und umfasst ökonomische, ökologische sowie soziale Aspekte. Ziel 4 der insgesamt 17 Ziele ist die hochwertige Bildung weltweit.
Zu konstatieren ist, dass Maßnahmen zur Zielerreichung in einem reichen Land wie Deutschland selbstverständlich andere sind als im Globalen Süden, weshalb ich es als Privileg ansehe, mir hier und jetzt Gedanken über Teilhabe und Demokratie machen zu können. Auch schützt Bildungsbürgertum allein nicht vor Armut. Allgemein lässt sich jedoch für alle festhalten: „Eine hochwertige Bildung ist der Schlüssel für individuelle Chancen.“[1]