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Inhalt
Interview mit Bioland-Imker Max Reschke
gruenesherz: Hey Max, cool dass du dir für meine Fragen Zeit genommen hast. Erzähl zum Einstieg doch bitte ein wenig über dich, was du machst, warum überhaupt und wie lange schon.
Max Reschke: Mein Name ist Max Reschke und ich bin Bioland-Imker aus Apolda. Imker bin ich seit 2007 und seit 2013 Bioland-Imker im Nebenerwerb. Ich habe irgendwann angefangen zu Imkern und daraus hat sich eine Leidenschaft entwickelt. Mittlerweile ist es so, dass ich mein „Täglich Honigbrot“ davon bekomme. Es ist meine tägliche Therapiestunde, in der Natur zu sitzen und mich mit den Bienen und allem, was kreucht und fleucht auseinanderzusetzen.
gruenesherz: Was begeistert dich daran bzw. am Imkern am meisten?
Max Reschke: Mitzubekommen, wie fantastisch die Natur ist, wie die Jahresverläufe in der Natur miteinander harmonieren und auch zu checken: wir Menschen können telefonieren, wir können Häuser bauen aber wir haben noch nicht so viel geschafft, dass es im Einklang mit der Natur funktioniert. Jeder Organismus in der Natur kooperiert mit der Natur – das fasziniert mich.
gruenesherz: Du hast den Menschen angesprochen, der vieles – im positiven Sinne – bewirken kann. Eine negative Entwicklung ist natürlich dennoch der menschengemachte Klimawandel. Inwieweit beeinflusst dieser eigentlich das Leben der Bienen und somit auch deine Arbeit? Welchen Einfluss hat das auf deine Erzeugnisse?
Max Reschke: Es gibt Jahre, in denen diese Hitze-Schwüle-Regen-Wasser-Kombination sehr ertragreich für die Tiere sein kann aber es gibt auch ganz viele Jahre, wo die krasse Trockenheit über mehrere Wochen in Kombination mit der fehlenden Vielfalt der Blüten einfach dafür sorgt, dass die Tiere zum Schluss nicht mehr genug Nahrung finden. Es gibt Kollegen, die mitten im Sommer, wenn man eigentlich denkt, dass alles blüht und alles wunderschön ist, plötzlich anfangen müssen ihre Tiere zu füttern. Und das kann nicht sein. Aber das ist leider Realität und das ist zum Teil auf den Klimawandel zurückzuführen.
Konkret bedeutet das, wenn die Biene kein Futter findet, dass das natürlich auch ein Problem für den Imker ist, weil kein Honig zu holen ist und die Blüten vertrocknen. Gerade im ländlichen Raum sind Linden ganz, ganz wichtig als Nahrungsquelle im späteren Sommer. Wenn die nicht blühen oder blühen und vertrocknen, dann gibt’s für die Tiere gar nichts mehr in der Region.
Der Mensch hat leider dafür gesorgt, dass die Vielfalt im ländlichen Raum immer weniger wird und da ist in Kombination mit den trockenen Sommern jetzt einfach eine Situation erreicht, wo die Wildbienen sich nicht weiterentwickeln können und die Zahlen kontinuierlich zurückgehen. Aufgrund von fehlender Vielfalt und aufgrund vom Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und allgemein der landwirtschaftlichen Entwicklung. Düngen kann zum Beispiel auch ein Problem sein. Dort, wo zu viel gedüngt wird, haben bestimmte Wildpflanzen zu nährstoffreichen Boden vor der Nase. Dort wo der Boden zu nährstoffreich ist, können diese Pflanzen nicht mehr wachsen und somit können sich auch bestimmte Insekten nicht mehr entwickeln.
gruenesherz: Vom Kleinen zum Großen … Was kann jede:r einzelne im individuellen Lebensumfeld tun, um den Bienen aber natürlich auch anderen Insekten das Leben zu erleichtern? Sei es im ländlichen Umfeld, mit oder ohne Garten oder im urbanen Raum mit Balkon?
Max Reschke: Ich glaube, da möchte ich den Ball von der Honigbiene zur Wildbiene spielen und sagen, dass jede:r einzelne dafür sorgen kann, dass Vielfalt erhalten bleibt. Also die Wiese nicht mehr mähen oder zumindest nur ein-, zweimal im Jahr und auch erst dann, wenn die Blütenstände vorbei sind.
Eine natürliche, bunte Wiese ungemäht zu lassen trägt dazu bei, dass man einfach eine viel, viel krassere Vielfalt hat und dass Samenstände auch einfach ausfallen können. Das hilft vor allen Dingen den Wildbienen. Man kann Blühmischungen und Blühstreifen noch und nöcher anpflanzen – in der Regel beinhalten die aber nur Pflanzen, die ursprünglich nicht aus Deutschland bzw. Europa kommen. Und das ist wieder ein Problem. Honigbienen können damit super was anfangen, wenn sie denn blühen, aber alle anderen Wildinsekten, Wildbienen haben ein Problem, denn die sind spezialisiert auf die heimischen Blüten und die gibt es immer weniger.
gruenesherz: Der Erhalt der Biodiversität, Naturschutz, Klimaschutz … Das sind für dich als Imker ganz wichtige Voraussetzungen und ein Kreislauf – was kann Imkern mit Blick darauf leisten?
Max Reschke: Es ist eigentlich ein ganz einfacher Verlauf. Die Biene ist dafür da, Blüten zu bestäuben. Das ist nicht nur der Apfelbaum bei uns im Garten, sondern es sind auch Wiesenblüten. Und jede befruchtete Blüte sorgt für befruchtete Samenstände, die dann im späteren Verlauf die Fortpflanzung von Pflanzen fördert und damit verbunden auch die Vielfalt. Das heißt: Biene bestäubt, Bestäubung sorgt für mehr Samen, Samen sorgen für mehr Vielfalt.
Und deswegen ist es ganz wichtig, dass vor allem Wildbienen und -Insekten weiter geschützt werden. Ich denke, dass man mittlerweile so viele Imker hat, die sich dem Thema angenommen haben. Ich denke nicht, dass die Biene stirbt, im Gegenteil, ich glaub die überlebt den Menschen sogar. Aber ich sehe es jedes Jahr auf’s Neue, dass die Tiere es in dieser Natur nicht mehr so einfach haben. Und da muss man sich Gedanken machen, weil nicht nur die Biene Probleme hat, sondern alle anderen Insekten und Wildtiere. Und wir schauen einfach frohen Mutes immer wieder weiter weg.
gruenesherz: Ich nehme wahr, dass Imkern trendet – welche wichtigen Infos hast du für Neulinge?
Max Reschke: Ganz wichtig: man kann keinen Bienenkasten hinstellen, sie fliegen lassen und sich am Ganzen erfreuen. Es steckt immer harte Arbeit dahinter. Aus finanzieller Sicht kann man pauschal sagen, dass man nicht unter einem Budget von 1.000 Euro anfangen kann zu imkern. Man braucht eine gewisse Grundausrüstung. Wenn man sie nicht geschenkt bekommt, kostet sie halt erst mal was. Und man kann die Bienen auch nicht einfach hinstellen, denn sie müssen gepflegt werden. Jeder der denkt, dass man die Bienen hinstellen kann und die ganz natürlich ihrem Verlauf nachgehen können, der kennt einfach die Situation nicht richtig. Und das kann sogar noch gefährlicher für die Tiere zum Schluss werden. Also entweder ganz oder gar nicht – das ist ganz ganz wichtig, gerade am Anfang.
gruenesherz: Beim Flechten eines eigenen Bienenkorbs kann man hierzu sicher gut mit dir ins Gespräch kommen und weitere Fragen stellen. Das besondere Workshop-Angebot verlinke ich gern noch am Ende des Beitrags, ebenso wie den Link zu deinem Shop, über welchen du neben biozertifizierten Honig auch Pflanzen, Bienenwachs, Honig-Essig oder andere Leckereien verkaufst.
Abschließend möchtest du aber noch über ein ganz konkretes Beispiel einer gefährdeten Bienenart sprechen.
Max Reschke: Genau, es geht um eine Wildbiene, die halt auf eine bestimmte Fläche angewiesen ist. Zum Thema Insekten, die nicht so vielfältig angepasst sind wie die Honigbiene, sondern wirklich sich spezialisiert haben – da gibt es ein schönes Beispiel.
Wenn man mal den gesamten Verlauf nimmt wie kleine Einflüsse in die Natur, in die landwirtschaftliche Flur Insekten beeinträchtigen, dann haben wir das Thema mit der Mohn-Mauerbiene. Die Mohn-Mauerbiene ist ein wahnsinnig interessantes Insekt. Kurz zusammengefasst: es gibt eine Fläche, dort ist der Mohn immer mal da und der Mohn braucht meistens einen relativ mageren Boden. Das heißt, wenn man sich so anschaut, wo er meistens wächst, dann ist das in der Regel am Feldrand. Einmal weil dort natürlich am wenigsten Pestizide hinkommen, also Pflanzenschutzmittel, die dafür sorgen, dass Unkräuter weniger vorhanden sind aber auch weil dort Düngemittel nicht ganz hinkommen. Wenn eine Fläche gedüngt wird und der Nährstoffgehalt in der Fläche steigt, dann haben bestimme Pflanzen dort einfach nicht mehr die Grundlage, die sie brauchen, um zu wachsen, weil es dort zu nährstoffreich ist. Sie kommen einfach im nächsten Jahr nicht wieder.
Und wenn wir uns die Mohn-Mauerbiene nehmen, das ist eine Biene, die darauf angepasst ist, die Blüten des Mohns zu nehmen, die abzuknabbern, und daraus in einem Erdloch die Kinderstube für ihre Larven zu basteln. Wenn diese Mohn-Mauerbiene nun also keine Mohnblüten mehr findet, aus denen sie diese Kinderstube basteln kann, dann gibt es für sie auch keine Möglichkeit, sich weiter fortzupflanzen. Das heißt, durch einen Eingriff, der dafür gesorgt hat, dass eine bestimmte Blüte nicht mehr wächst, wurde die gesamte Fortpflanzungsgrundlage eines Insektes vernichtet, das sich nun nicht mehr weiterentwickelt und im nächsten Jahr aufgrund der fehlenden Weiterentwicklung auch nicht mehr existiert.
Das ist ein kleines Beispiels von ganz vielen. Das geht aber im Hunderttausendfachen vielfältiger Ausprägung weiter und wir müssen uns als Menschen wirklich die Gedanken machen, wie wir das stoppen wollen, ob wir das stoppen wollen und da gehört mittlerweile nicht mehr dieser Naturschutz auf Sparflamme in Form von Blühstreifen dazu. Sondern da gehört ein grundlegend anderes Denken dazu, wie Landwirtschaft anders ausschauen kann und nicht nur Landwirtschaft, sondern wie allgemein Vielfalt aussehen kann, denn Stadtfläche ist auch nicht zu unterschätzen, da ist auch wahnsinnig viel los.
gruenesherz: Vielen Dank für das Beantworten der Fragen, Max!
Projekt Klatschmohnwiese
Das Stichwort Mohn ist genau das passende und natürlich auch die Frage, an welcher Stelle jede:r einzelne beginnen kann – ohne dieses große Problem zu individualisieren. Wir sind uns einig, dass es nicht ausreichend ist, wenn notwendige Veränderungen und das Schaffen von Bewusstsein immer wieder auf den Privatbereich verlagert werden. Und dennoch: im Kleinen dürfen wir in unserem Lebensumfeld beginnen sowie mit DEN Kleinen Interesse am Umweltschutz oder dem Erhalt von Arten zeigen.
Um dies auf spielerische, kindgerechte Art und Weise zu tun, gibt es seit einiger Zeit das Projekt Klatschmohnwiese der Biene Maja. Erfahrt in Maja ihrem Projekt mehr über Bienen- und Insektenschutz, bastelt, pflanzt, entdeckt und testet euer Wissen in einem summtastischen Quiz.
NABU Insektensommer
Zudem ist Maja seit Neuestem Patin des NABU Insektensommers. Die nächsten Mitmachaktionen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) finden im Juni und August statt. Im Rahmen des Insektensommers könnt ihr selbst zu fleißigen Bienchen werden und für Maja und ihre Insektenfreunde Gutes tun.
In den Zeiträumen 03. bis 12. Juni und 05. bis 14. August 2022 werden alle Insektenfans oder die, die es werden möchten, dazu aufgerufen, Sechsbeiner zu zählen. Sucht euch hierfür an einem sonnigen, idealerweise windstillen Tag ein schönes Plätzchen und notiert für etwa eine Stunde, was ihr alles entdeckt habt. Auf den Seiten des NABU findet ihr hierfür Hilfsmittel wie Anleitungen zum Bestimmen und Unterscheiden, eine Zählhilfe sowie weitere Informationen.
Gewinnspiel
Passend zum Projekt Klatschmohnwiese und dem NABU Insektensommer darf ich zwei informative Pakete an euch verlosen.
- Was ihr gewinnen könnt:
– 1. Gewinn: DVD „Die Biene Maja“ + Zählhilfe und mehr zum NABU Insektensommer
– 2. Gewinn: Taschenbuch „Wer summt denn hier? Entdecke dein Lieblingsinsekt“ + Zählhilfe und mehr zum NABU Insektensommer
- Wie ihr am Gewinnspiel teilnehmt: Kommentiert unter dem Beitrag auf einem meiner Kanäle oder dieser Seite und erzählt mir, welchen Gewinn ihr gern haben möchtet.
Das Gewinnspiel beginnt am 01.06.2022 und endet am 10.06.2022. Der/Die glückliche Gewinner:in unter allen Teilnehmenden wird am Folgetag ausgelost und persönlich kontaktiert.
Bitte beachtet auch meine Teilnahmebedingungen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel werden diese akzeptiert.
Viel Glück!
Links & Quellen
*PR-Sample